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Pferdegestützte Therapie für Senioren in der Tagespflege

  • Sina Jankowiak

Das Projekt „Demenzerkrankte Menschen mit dem Pferd begleiten“ wurde von Reitpädagogin Katy Burmeister konzipiert und von Juni bis Oktober 2019 durchgeführt. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft Landesverband M-V förderte das Vorhaben im Rahmen der Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des NDR.

Die Gäste der Tagespflege „Horizont“ in Kröpelin greifen zu Kardätsche und Striegel. Einer nach dem anderen widmen sie sich dem Pony „Bernd“, das sich geduldig am Führstrick leiten lässt. Alle Teilnehmenden bekommen die Gelegenheit, das Pony zu putzen, zu massieren und zu streicheln. Danach geht jeder mit dem Pony einen Geschicklichkeitsparcours ab, der in seinen Schwierigkeitsgraden an die persönlichen Voraussetzungen anpassbar ist. Katy Burmeister leitet die einzelnen Aufgaben an und leistet Unterstützung.

Frau Burmeisters Therapiekonzept weist einen integrativen Ansatz vor, der eine Mischung aus verschiedenen Förderzielen und Methoden beinhaltet. Mal steht die Gedächtnisleistung im Vordergrund: Auf dem Pferderücken wird ein Merkspiel durchgeführt. Mal geht es um die sinnliche Wahrnehmung, die durch eine Pferdemassage gefördert wird. Auf diese Weise entsteht eine ganzheitliche Ausrichtung des Angebots – unter Berücksichtigung der individuellen Interessen der Teilnehmenden.

Tiergestützte Angebote für Menschen mit Demenz erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Wirkung ist leicht zu beobachten: Teilnehmende strahlen über das ganze Gesicht, sprechen mit dem Tier und beugen sich vor, um es zu berühren. In der Forschung gibt es Hinweise darauf, dass der Kontakt zu Tieren depressiven Symptomen1, Unruhe2 und Teilnahmslosigkeit3 entgegenwirkt. Im therapeutischen Umgang haben Tiere dem Menschen gegenüber viele Vorzüge: Sie begegnen der Person unvoreingenommen und freuen sich über Aufmerksamkeit von jedem. Sie bieten Sinnhaftigkeit durch die Möglichkeit, Fürsorge für ein anderes Wesen zu leisten. Außerdem weckt der Kontakt Erinnerungen an früher, an eigene Haus- und Nutztiere. Der Mensch wird in seine Jugend zurückversetzt und bekommt dadurch mehr Selbstbewusstsein und Lebensfreude. Mit einem Tier zu spielen macht Spaß – auch der darf nicht zu kurz kommen!

Pferde können aufgrund ihres Herdenverhaltens auf besondere Art und Weise auf den Menschen reagieren. Ihr Verhaltensschema basiert auf hierarchischen Gruppenstrukturen. Dadurch sind sie dazu fähig, Rücksicht auf Schwächere zu nehmen und ihnen Schutz und Sicherheit zu bieten. Die Wirkung auf den Menschen besteht somit in emotionaler Stabilisierung und Entspannung. Einem souveränen Menschen, der ruhiges Selbstbewusstsein ausstrahlt, ordnet das Pferd sich unter – auch das kann ein Ziel in der Reitpädagogik darstellen.

Die Tagesgäste haben von dem Angebot profitiert. Bei einem Teilnehmer, der schnell müde wurde, konnte die Aufmerksamkeit gesteigert und das Verantwortungsbewusstsein gestärkt werden. Ein Teilnehmer, dessen Merkfähigkeit stark reduziert war, empfand die Merkspiele als unangenehm, hatte jedoch viel Freude daran, sein autobiografisches Gedächtnis zu aktivieren und sich mit den anderen über Pferde auszutauschen. Ein weiterer Tagesgast fand über die Interaktion mit dem Pony eine Chance, die Gegenwart zu erfahren und sein ungehaltenes, dominantes Verhalten zu vermindern. Frau Burmeisters Konzept wurde insgesamt positiv aufgenommen. Die niedrigschwellige und mit recht wenig Ressourcen verbundene Maßnahme verlief zur hohen Zufriedenheit der Teilnehmenden.

Das Projekt soll im Frühjahr 2020 in eine zweite Runde starten. Eine Idee für die langfristige Weiterentwicklung sieht die Einbindung einer Kindergartengruppe vor, um so die Therapie durch gegenseitige Fürsorge, Hilfestellung und Spiel zwischen den Generationen zu bereichern.

Für weitere Informationen zu Katy Burmeisters vielfältigem, reitpädagogischem Angebot besuchen Sie https://www.katys-erlebnis-hof.de.

Quellenangaben

1 Lai,  N. M., Chang,  S. M. W., Ng,  S. S., Tan,  S. L., Chaiyakunapruk , N., & Stanaway, F. (2019). Animal‐assisted therapy for dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews, 11. DOI: 10.1002/14651858.CD013243.pub2
2 Bernabei, V., De Ronchi, D., La Ferla, T., Moretti, F., Tonelli, L., Ferrari, B., et al. (2013). Animal-assisted interventions for elderly patients affected by dementia or psychiatric disorders: A review. Journal of Psychiatric Research, 47(6), 762-773. DOI: 10.1016/j.jpsychires.2012.12.014
3 Zafra-Tanaka, J. H., Pacheco-Barrios, K., Tellez, W. A., & Taype-Rondan, A. (2019). Effects of dog-assisted therapy in adults with dementia: a systematic review and meta-analysis. BMC psychiatry, 19(1), 41. DOI: 10.1186/s12888-018-2009-z