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Neue S3-Leitlinie für Demenz veröffentlicht

  • Johannes Hoehnke

Was ist die „S3-Leitlinie“? 

Eine Vielzahl Medizinischer Fachverbände veröffentlicht regelmäßig Expertenempfehlungen zur medizinischen Behandlung von verschiedenen Erkrankungen (u.a. Diabetes, Schlaganfall, COPD, Brustkrebs oder Depression). Solche Empfehlungen werden als Leitlinien zusammengefasst. 

Ziel der Leitlinien ist es, eine strukturierte wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfe für Ärztinnen und Ärzte für die bestmögliche Therapie des Krankheitsbildes zu geben. Dies trägt entscheidend zu einer Harmonisierung verschiedener medizinischer Ansätze aber auch zur Verbesserung der Behandlungsqualität und -transparenz bei.  

„S3“ gibt einen Hinweis auf die Güteklasse der Leitlinie und bedeutet, dass die Leitlinie unter höchsten wissenschaftlichen Standards erstellt wurde. Trotz dessen bleibt eine Leitlinie immer eine Empfehlung und ist nicht rechtlich bindend. 

 

Wie wurde die Leitlinie erstellt? 

Die Empfehlungen wurden von verschiedenen Verbänden entwickelt, u. a. der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN); aber auch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft war hierbei involviert. 

Zum 28.02.2025 erhielt die Leitlinie ihre letzte Aktualisierung. Sie enthält mehrere hundert Seiten mit Bewertungen zu medizinischen Verfahren. Dafür prüften Expertinnen und Experten verschiedene (diagnostische) Studien. Die Bewertung richtet sich zunächst nach der Effektwirksamkeit 1. Dabei wurde geprüft, ob die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien klar belegbar sind. Anschließend bestimmt der sogenannte Empfehlungsgrad 2, wie gut sich ein Verfahren für eine erfolgreiche Behandlung eignet. Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Konsensfähigkeit3. Sie zeigt, wie stark Fachexpertinnen und -experten das bewertete Ergebnis unterstützen. 

 

Was beinhaltet die Leitlinie Demenz? 

Wesentliche Aktualisierungen der neuen Leitlinie betreffen Diagnostikverfahren, Therapieansätze, und die Palliativversorgung. Um einen kleinen Einblick in die Ergebnisse zu erhalten, stellt die nachfolgende Tabelle beispielhaft einige Empfehlungen heraus, die mit der Seitenangabe aus der Leitlinie angegeben wurden: 

Interessanterweise werden kognitive und körperliche Trainingseinheiten nur schwach empfohlen und zeigen in Untersuchungen lediglich eine niedrige Effektstärke auf. Es werden im Fließtext allerdings generell positive Auswirkungen beschrieben. Diese Diskrepanz liegt u. a. an den methodischen Schwächen der Untersuchungen. Beispielsweise finden kognitive Trainings in unterschiedlichen Formen statt und sind daher schwierig miteinander zu vergleichen. Ebenso reagieren die Probandinnen und Probanden verschieden auf die therapeutischen Angebote, was die Ergebnisse von Studien verzerren kann. 

Alles in allem lohnt sich ein Blick in die Leitlinie, sowohl für Interessenten als auch für die breite Fachöffentlichkeit im Bereich Medizin, Pflege und Therapie. Da sie regelmäßig aktualisiert wird, trägt sie zur Qualitätssicherung in der Versorgung von Menschen mit Demenz bei und stellt letztlich auch einen Behandlungskonsens her. 

>>Hier gehts zur Leitlinie<<

 

1 Unterscheidung in vier Abstufungen: Hoch, moderat, niedrig, sehr niedrig

2 Hier finden sich vier Abstufungen: Wir empfehlen, wir schlagen vor, wir schlagen nicht vor, wir empfehlen nicht

3 Die Zustimmung wird prozentual angegeben: starker Konsens (> 95 %), Konsens (75 – 95 %), mehrheitliche Zustimmung (50 – 75 %), keine mehrheitliche Zustimmung (< 50 %)