
Kisunla – ein neues Alzheimer-Medikament?
Bei einer Alzheimer-Erkrankung wurden bisher nur Medikamente gegeben, welche die Symptome behandeln können. I. d. R. sind das sog. Antidementiva wie z. B. Cholinesterase-Hemmer (Donepezil, Rivastigmin oder Galantamin)[1]. Zusätzlich gibt es noch Begleitmedikamente, die bei auftretenden psychischen Belastungen, wie Depressionen oder Angststörungen (Antidepressiva) bzw. innerer Unruhe oder Halluzinationen (Neuroleptika) verabreicht werden können.
Allerdings hat die Forschung in der Vergangenheit viel Mühe aufgewendet, um Medikamente zu entwickeln, die an den Ursachen der Alzheimer-Erkrankung anzusetzen. Ein Beispiel dafür war Aducanumab (Aduhelm), welches vom Pharmakonzern Biogen entwickelt wurde und im Jahr 2021 eine beschleunigte Zulassung in den USA erhielt. Dies war der erste Wirkstoff weltweit, von dem man sich eine direkte Linderung von der Alzheimer-Erkrankung erhoffte. Aducanumab sollte die gefährlichen Amyloid-Plaques auflösen, die sich im Gehirn bilden und somit zum Absterben der Nervenzellen führen. Leider hatte das Medikament so hohe Nebenwirkungen, dass es 2024 wieder vom Markt genommen wurde. In der EU erhielt es nie eine Zulassung.
Zwei Zulassungen in 2025
Im April dieses Jahr wurde mit Lecanemab erstmalig in Deutschland ein Medikament zugelassen, welches geringere Nebenwirkungen hat und ähnliche Wirkmechanismen aufweist. Wir berichteten bereits Ende April auf unserem Blog darüber.
>>Hier geht’s zum Beitrag von Lecanemab<<
Am 25. September 2025 wurde ein weiteres Medikament mit dem Namen Kisunla in Europa zugelassen und ist seit dem 04. November 2025 auch in Deutschland erhältlich. Es handelt sich dabei um den Wirkstoff Donanemab, dessen Zulassung im März 2025 von der EMA schon einmal abgelehnt wurde, weil die Nebenwirkungen (bspw. Hirnblutungen sog. ARIA) größer waren als der potenzielle Nutzen.
Wie wirkt Donanemab
Genau wie bei Aducanumab und Lecanemab handelt es sich bei Donanemab um eine künstlich hergestellten Antikörperwirkstoff, bei dem die verklumpten Eiweiße namens Amyloid-ß-Plaques abgebaut werden sollen. Deshalb enden die meisten Wirkstoffe in diesem Bereich mit der Silbe „mab“, die für „monoclonal antibody“ steht.
Die Alzheimer Forschung Initiative e. V. schreibt zum Wirkmechanismus:
„Der Wirkstoff erkennt eine besonders giftige Form des Peptids Amyloid-beta (Pyroglutamat-Amyloid-beta) und setzt eine Immunreaktion in Gang, die darauf abzielt, die Plaques zu entfernen.
Ziel ist es, den geistigen Verfall bei Menschen im Frühstadium der von Alzheimer zu verzögern. In der Phase-3-Studie TRAILBLAZER-ALZ 2 konnte Donanemab den kognitiven und funktionellen Abbau nach 18 Monaten im Vergleich zu Placebo um 35 Prozent verlangsamen[2].“

Voraussetzungen, Nebenwirkungen und erwartbare Resultate?
Donanemab (Kisunla) hat ähnliche Zugangsvoraussetzungen wie Lecanemab. Es kommt im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung zum Einsatz. Zudem ist ein APO-E-4-Gentest vorgeschrieben. Was das bedeutet, haben wir im einem weiteren Blogbeitrag bereits erläutert.
Die Patienten sollten sich auch auf weitere Untersuchungen einstellen, da sie im Rahmen der Therapie viele Kontroll-MRTs durchlaufen müssen – denn, wie bei Lecanemab besteht die Gefahr von Hirnblutungen
Genau wie bei Lecanemab, kann Donanemab (Kisunla) die Alzheimer-Erkrankung nicht heilen, sondern verlangsamt den fortschreitenden Prozess. Der neue Wirkstoff wird im Gegensatz zu Lecanemab alle 4 Wochen verabreicht und die Therapie ist auf längstens eineinhalb Jahre beschränkt.
Ob und inwieweit das Medikament eine sinnvolle Option bei der Therapie der Alzheimer-Erkrankung ist, bleibt zunächst eine individuelle Entscheidung. Einerseits zeigen die Wirkmechanismen einen entscheidenden Effekt bei der Verlangsamung der Krankheit auf. Andererseits müssen die Voraussetzungen, Nebenwirkungen und die häufigen Kontrollbesuche berücksichtigt werden.
Quellen:
https://flexikon.doccheck.com/de/Antidementivum (Zugriff: 18.11.2025)
https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/donanemab/?pk_kwd=N2519a&pk_campaign=newsletter&fb_referer=N2519a&utm_medium=email&utm_campaign=N2519a (Zugriff 18.11.2025)
https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/antikoerper-wirkstoffe/ (Zugriff 18.11.2025)
Fußnoten:
[1] Dazu gibt es noch – Memantin, welches kein Cholinesterase-Hemmer ist, sondern ein sog. NMDA-Antagonist
[2] https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/donanemab/?pk_kwd=N2519a&pk_campaign=newsletter&fb_referer=N2519a&utm_medium=email&utm_campaign=N2519a (Zugriff: 18.11.2025)
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