Online-Beratung für Angehörige hier über die Homepage
Eine neue Möglichkeit zum Austausch per Live-Chat zum Thema Demenz
Menschen, die Angehörige mit der Diagnose Demenz betreuen, fühlen sich oft allein gelassen und überfordert. Kann ich meinen an Demenz erkrankten Vater tagsüber allein zu Hause lassen? Lässt sich die schleichende Erkrankung aufhalten? Wie gehe ich mit Verhaltensauffälligkeiten um? Wie organisiere ich die Pflege?
„Die Fülle an Herausforderungen kann sehr belasten, vor allem, wenn man selbst noch berufstätig ist“, sagt Viola Härtelt. Die 63-Jährige aus Carlshof bei Teterow berät Hilfesuchende seit Jahresbeginn im Live-Chat der Deutschen Alzheimer Gesellschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Wochentags sitzt sie täglich von 18.00 bis 20.00 Uhr vor dem Notebook und beantwortet Fragen rund um die Pflege von Menschen mit Demenz. Die Probleme, Sorgen und Nöte sind so facettenreich und individuell wie die Erkrankung. „Viele sind einfach froh, dass sie mal ihr Herz ausschütten können und auf jemanden treffen, der Verständnis für sie aufbringt“, erzählt Viola Härtelt.
Sie betreut selbst seit fünf Jahren ihren Mann, der durch eine schwer verlaufende Demenzerkrankung in dieser Zeit enorm abgebaut hat. Die ehemalige gemeinsame Tierarztpraxis hätten sie zum Glück rechtzeitig aufgegeben. Heute sitze ihr Mann im Rollstuhl und müsse mobilisiert werden. Für sie auch eine körperliche Belastung. Aber sie hat die Aufgabe für sich angenommen, um für das Wohlergehen ihres Mannes zu sorgen. „Wie es so schön heißt, in guten wie in schlechten Zeiten“, sagt Viola Härtelt. „Ich lebe heute sein Leben.“ Natürlich sei dies ein Lernprozess und falle gerade anfangs schwer. Aber es bringe nichts, sich aufzuregen oder zu sträuben, wenn im Alltag mal wieder alles schiefläuft. „Gelassenheit ist wichtig, einfach Zupacken.“
„Viola Härtelt ist genau die Richtige für unser neues abendliches Online-Chat-Projekt. Sie beweist Einfühlungsvermögen für die Sorgen anderer, weil sie diese aus Erfahrung kennt“, sagt Kathleen Schluricke, Koordinatorin beim Landesverband der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Rostock. Auf Landesebene ist die Alzheimer Gesellschaft die einzige Selbsthilfeorganisation im Bereich der Pflege und Sorge, die sich um Menschen mit Demenz und deren Angehörige kümmert und ihnen zur Bewältigung des Alltags ein breites Hilfsangebot anbietet. Rund 35.000 Menschen leben in Mecklenburg-Vorpommern derzeit mit einer Demenz. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist mit einer weiter steigenden Zahl zu rechnen.
Der Landesverband der Deutschen Alzheimer Gesellschaft M-V, der sich 2008 gründete, hat auf seiner Homepage www.alzheimer-mv.de viele wichtige Informationen für Interessierte zusammengetragen. Darüber hinaus lohnt es sich, in der Geschäftsstelle anzurufen oder vorbeizuschauen. „Am effektivsten bleibt für die meisten Betroffenen die persönliche Beratung“, weiß Koordinatorin Kathleen Schluricke. Ob im individuellen Gespräch vor Ort oder am Telefon, die Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle kümmern sich gern. „Nicht alle Fragen können wir beantworten. Aber wir versuchen, mögliche Lösungswege aufzuzeigen, Partner und Hilfe zu vermitteln.“
Die Idee, einen zusätzlichen Online-Beratungs-Chat in den Abendstunden einzurichten, lag auf der Hand, erzählt Kathleen Schluricke. Viele pflegende Familienangehörige seien berufstätig oder den Tag über mit der Pflege befasst, so dass erst am Abend Zeit sei, sich ausführlich zu informieren und sich auf die Suche nach Hilfs- und Unterstützungsangeboten zu machen. Deshalb wurde zu Jahresbeginn 2021 diese Chat-Möglichkeit geschaffen. Der allabendliche Live-Chat ist auf der Homepage über das entsprechende Icon (Symbol) rechts unten am Bildschirmrand zu aktivieren. Es können auch Kontaktdaten und eine Nachricht hinterlegt werden.
Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) soll darüber hinaus ein sogenannter Chatbot entstehen. Dabei steht der Begriff „bot“ für Roboter. „Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten, um das Beratungsangebot noch weiter auszubauen. Auf die wichtigsten wiederkehrenden Fragen zur Demenz antwortet dann außerhalb von Arbeitszeiten ein automatisierter Sprachservice“, erklärt Manon Austenat Wied, Leiterin der TK- Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern. „Als Krankenkasse setzen wir auf moderne zusätzliche Serviceangebote und hoffen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz verbessern zu können.“