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Demenz-Prävention, Teil II – Soziale Interaktion, soziale Kontakte

  • Johannes Hoehnke

Die Wichtigkeit vorbeugender Maßnahmen zum Schutz vor einer Demenzerkrankung können nicht genug betont werden. Unsere aktuelle Themenreihe beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Prävention. Wir stellen Ihnen in den kommenden Beiträgen vor allem wissenschaftliche Studien vor, welche die Wirkungen von Präventionsmaßnahmen, wie Gesunde Ernährung, Gedächtnistraining oder Soziale Kontakte belegen.

 

Im Heutigen Beitrag geht es um die soziale Interaktion

Studien belegen: Einsamkeit im Alter erhöht das Risiko, an Demenz zu erkranken, erheblich. Wer hingegen regelmäßig soziale Kontakte pflegt, tut aktiv etwas für seine geistige Fitness und kann dem Abbau kognitiver Fähigkeiten vorbeugen.

Fakt ist: Der Austausch mit anderen fordert unser Gehirn!

Wir hören zu, interpretieren Tonfall und Mimik, reagieren sprachlich und emotional – all das trainiert Konzentration, Gedächtnis und Sprachvermögen. So bleibt unser Gehirn flexibel und leistungsfähig.

Nachfolgend präsentieren wir vier der populärsten Forschungsergebnisse aus der jüngeren Vergangenheit:

 

  1. Kognitive Leistungsfähigkeit im Zusammenhang mit täglichen sozialen Interaktionen.

Eine Studie der Universität Wien aus dem Jahre 2021 legt nahe, dass soziale Interaktion bereits kurzfristig die geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen verbessern kann.

Dazu wurden 312 Erwachsene zwischen 70 und 90 Jahren über 16 Tage hinweg per Smartphone fünfmal täglich befragt: Wie viele soziale Kontakte hatten sie? Mit wem? Waren diese positiv oder negativ? Zusätzlich absolvierten sie mobile kognitive Tests zu Aufmerksamkeit, räumlichem Denken und Gedächtnis – die Ergebnisse zeigen:

  • Ältere Menschen zeigten bessere kognitive Leistungen direkt nach sozialen Interaktionen.
  • Besonders positiv wirkten Kontakte mit nahestehenden Personen.
  • Selbst bei Menschen mit wenig familiärem Kontakt zeigte sich ein Leistungsschub an Tagen mit mehr Interaktion.
  • Die Effekte traten unmittelbar und wiederholt auf – ein Hinweis auf die direkte Wirkung sozialer Nähe auf das Gehirn.

 

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  1. Lang verheiratete Menschen haben ein geringeres Risiko an Demenz zu erkranken.

Eine groß angelegte norwegische Studie der der Trøndelag Health Study (HUNT) zeigt: Verheiratete Senioren, besonders mit Kindern, erkranken deutlich seltener an Demenz als Alleinstehende. Die Studie ist eine der größten und langfristigsten Bevölkerungsstudien Europas. Die Langzeitdaten erlauben eine verlässliche Einschätzung von Lebensverläufen und deren Einfluss auf die Gesundheit im Alter.

Fast 90 % der Bevölkerung der Region Trøndelag nahmen an den Erhebungen teil. In der letzten Erhebungswelle (2017–2019) wurden 8.706 Personen über 70 Jahre umfassend neuropsychiatrisch untersucht.

Das sind die Ergebnisse:

Senioren, die durchgehend verheiratet waren, hatten ein signifikant geringeres Demenzrisiko.

  • Das niedrigste Risiko wurde bei Menschen festgestellt, die in ihrer ersten Ehe lebten und Kinder hatten, die mit ihnen im Haushalt wohnten.
  • Alleinstehende hatten ein 73 % höheres Risiko, an Demenz zu erkranken.
  • Eine kausale Mediationsanalyse ergab: 60 % des erhöhten Risikos bei Unverheirateten lassen sich dadurch erklären, dass sie meist keine Kinder haben.

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  1. Soziale Teilhabe im Alter: Einfluss auf das Risiko für Demenz und mittlere kognitive Beeinträchtigungen

Forschende der Rush University in Chicago wollten herausfinden, wie sich das Ausmaß sozialer Aktivität im höheren Alter auf das Risiko für Demenz und leichte kognitive Beeinträchtigungen auswirkt – und wie sich dies auf das durchschnittliche Erkrankungsalter auswirkt.

Dafür haben sie 1.923 ältere Erwachsene ohne Demenz zu Studienbeginn für einen Beobachtungszeitraum Ø 6,7 Jahren beobachtet. 545 Personen entwickelten eine Demenz, 695 Personen eine mittlere kognitive Beeinträchtigung. Personen mit geringer sozialer Aktivität erkrankten im Schnitt mit 87,7 Jahren an Demenz. Personen mit hoher sozialer Aktivität erkrankten im Schnitt mit 92,2 Jahren – also 5 Jahre später.

Dies hat eine enorme Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, denn die Autorinnen und Autoren betonen, dass soziale Aktivität ein niedrigschwelliger, gemeinschaftsbasierter Präventionsansatz sein könnte.

Eine Verzögerung des Demenzbeginns um 5 Jahre könnte laut ökonomischen Berechnungen bis zu 500.000 US-Dollar an Gesundheitskosten pro Person einsparen.

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  1. Auswirkungen sozialer Isolation auf die Struktur der grauen Hirnsubstanz und kognitive Funktionen

Forscherinnen und Forscher u.a. des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig aber auch des Universitätsklinikum Leipzig (Klinik für Kognitive Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie) wollten durch Untersuchungen herausfinden, wie sich soziale Isolation im höheren Lebensalter auf die Struktur des Gehirns und die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt – und ob sich daraus Rückschlüsse auf das Demenzrisiko ziehen lassen.

Dafür wurden 1.992 kognitiv gesunde Erwachsene im Alter von 50–82 Jahren zu Studienbeginn und 1.409 Personen nach ca. 6 Jahren erneut untersucht.

Dabei kam die Magnetresonanztomographie (MRT) zur Erfassung von Hippocampusvolumen und kortikaler Dicke zum Einsatz. Des Weiteren wurden kognitive Tests zu Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit und ausführenden Funktionen durchgeführt. Eine Erhebung zur sozialen Isolation wurde über standardisierte Fragebögen erhoben.

 

Das sind die Ergebnisse:

– Soziale Isolation war sowohl zu Beginn als auch im Verlauf der Studie mit kleinerem Hippocampusvolumen und reduzierter kortikaler Dicke verbunden.

– Teilnehmende mit höherer sozialer Isolation zeigten schlechtere kognitive Leistungen in mehreren Bereichen.

– Die Effekte waren innerhalb der Personen (über die Zeit) ähnlich stark wie zwischen verschiedenen Personen – was auf eine kausale Beziehung hindeutet.

Schlussfolgerung: Die Studie liefert robuste Hinweise darauf, dass soziale Isolation zu strukturellen Veränderungen im Gehirn und zu kognitivem Abbau führen kann. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung sozialer Netzwerke für die Gehirngesundheit im Alter und eröffnen Möglichkeiten zur Prävention von Demenz durch Förderung sozialer Teilhabe.

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Fazit:

Soziale Interaktion ist essenziell! Nicht nur als Schutzfaktor vor Demenz, sondern auch zur Prävention anderer psychischer Erkrankungen, wie Depression. Einsamkeit ist ein riesiges Problem, gerade im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern!

Als Alzheimer Gesellschaft stellen wir fest, ohne ehrenamtliches Engagement kann der fortwährenden Tendenz der Vereinsamung – insbesondere im Alter – nicht adäquat entgegengewirkt werden.

 

Sind Sie einsam?

Eine aktue Hilfe gegen Einsamkeit gibt die Telefonseelsorge. Gerne dürfen Sie hier unverbindlich, vertaulich und anonym anrufen:

Bei Krisen, Sorgen und Problemen erreichen Sie die Telefonseelsorge unter den Nummern 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222.

Dort sind speziell ausgebildete Mitarbeitende für Sie da – anonym und absolut vertraulich.

 

Treten Sie bei speziellen Fragen auch gerne mit uns in Kontakt:

Auf persönlicher Ebene beraten wir Sie gerne über unser Service-Telefon:

0381 – 208 754 00

 

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