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Demenz-Prävention Teil I – Geistige Fitness

  • Johannes Hoehnke

Die Wichtigkeit vorbeugender Maßnahmen zum Schutz vor einer Demenzerkrankung können nicht genug betont werden. Unsere aktuelle Themenreihe beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Prävention. Wir stellen Ihnen in den kommenden Beiträgen vor allem wissenschaftliche Studien vor, welche die Wirkungen von Präventionsmaßnahmen, wie Gesunde Ernährung, Gedächtnistraining oder Soziale Kontakte belegen.

Im Heutigen Beitrag geht es um die geistige Fitness

Studien zeigen: Geistige Aktivität schützt das Gehirn vor altersbedingtem Abbau. Wer regelmäßig Denksport betreibt – etwa durch Rätsel, Lernen oder soziale Interaktion – stärkt Gedächtnis und Konzentration.

Besonders effektiv ist Training, das herausfordert und Spaß macht. In Kombination mit Bewegung und sozialer Teilhabe kann es das Demenzrisiko deutlich senken. Früh anfangen lohnt sich – das Gehirn bleibt formbar bis ins hohe Alter! Bereits in unserem Beitrag von letzter Woche zum Thema Risikofaktoren wurde deutlich, wie entscheidend Bildung zu Beginn des Lebens ist, um präventive Effekte hinsichtlich einer Demenzerkrankung zu fördern.

Welche Forschungsergebnisse gibt es dazu?

 1. FINGER-Studie (Finnish Geriatric Intervention Study to Prevent Cognitive Impairment and Disability)

Die FINGER-Studie ist eine groß angelegte Finnische Studie, mit über 1.200 Menschen im Alter zwischen 60 und 77 Jahren, die insbesondere drei Faktoren: Ernährung, körperliche Fitness und geistige Aktivität untersuchte – das waren die Rahmenbedingungen:

Das kognitive Training bestand aus Gruppen und Einzelsitzungen am Computer. Die zehn Gruppensitzungen wurden von Psychologen durchgeführt. Bei sechs dieser Sitzungen wurden altersbedingte Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit und des Gedächtnis besprochen und Strategien vorgestellt, wie man diese Probleme im Alltag besser meistern kann. Bei vier der Sitzungen wurde der individuelle Fortschritt der Studienteilnehmer bei ihrem computergestützten individuellen Training erfasst. Bei den individuellen Sitzungen wurde ein computergestütztes kognitives Training durchgeführt. Es bestand aus zwei Teilen, die jeweils sechs Monate dauerten. Jede Trainingseinheit umfasste 72 Einzelsitzungen, die von den Teilnehmers dreimal wöchentlich für 10 bis 15 Minuten absolviert wurden.[1]

Das sind die Ergebnisse:

Die Studie wurde 2015 veröffentlicht und zeigt signifikante Verbesserungen in kognitiven Funktionen bei älteren Erwachsenen mit erhöhtem Demenzrisiko. Dabei zeigten Teilnehmende der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe merkliche Verbesserungen in mehreren Bereichen: Das Gedächtnis blieb stabil oder verbesserte sich, die exekutiven Funktionen nahmen deutlich zu, und die psychomotorische Geschwindigkeit wurde schneller. Die Ergebnisse belegen eine positive Wirkung gezielter kognitiver Förderung auf die geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen.

>>Hier geht’s zur Studie<<

>>Hier geht’s zur Zusammenfassung<<

 

2. Meta-Analyse: Wirksamkeit computergestützter kognitiver Interventionen (CCT) bei älteren Erwachsenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und Demenz

Eine Meta-Analyse ist eine Zusammenschau verschiedener Studien zu einem Thema.

Diese Meta-Analyse aus Großbritannien fasste 35 randomisierte kontrollierte Untersuchungen zusammen, die prüfen, wie wirkungsvoll computergestütztes kognitives Training (CCT) bei älteren Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) oder Demenz ist. Untersucht wurde, ob sich durch solche digitalen Übungen Gedächtnisleistungen, Alltagsfähigkeiten sowie Stimmung und Wohlbefinden verbessern lassen – das sind die Rahmenbedingungen:

  • Die Teilnehmenden befanden sich meist im Frühstadium von MCI oder leichter bis mittelschwerer Demenz.
  • Eingesetzt wurden Desktop-Computer, Tablets und teilweise VR-Systeme, oft mit Übungen zu Wortgedächtnis, Gesichtserkennung, Arbeitsgedächtnis und Problemlösen.
  • Die durchschnittliche Trainingsdauer betrug 1–2 Stunden pro Woche. Die Abbruchquoten lagen zwischen 64,1 % und 100 %.

Welchen Erkenntnisgewinn gab es?

a) Es ergaben sich moderate Effekte auf

    1. die globale (d. h. gesamte) Kognition (kleiner bis mittlerer Effekt),
    2. das verbale Gedächtnis (mittlerer Effekt) und
    3. das Arbeitsgedächtnis (kleiner Effekt).

b) Beaufsichtigtes Kognitionstraining führte zu größeren Gedächtnisgewinnen, erfordert jedoch mehr geschultes Personal. Unbeaufsichtigtes, KI-unterstütztes Training bietet eine ressourcenschonende Alternative für eine breite Umsetzung.

Zusammenfassung:

Digitale kognitive Trainings zeigen bei älteren Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung positive Effekte auf Gedächtnis und Denkfähigkeit. Sie sind eine vielversprechende Ergänzung zur klassischen Therapie und könnten langfristig zur Erhaltung der Selbstständigkeit beitragen.

>>Hier geht’s zur Studie<<

>>Hier geht’s zur Zusammenfassung<<

 

Fazit:

Allein diese beiden Studien unterstreichen die Wirksamkeit kognitiver Förderung für die Demenzprävention. Aber Achtung: Kognitive Förderung ist nicht das bloße Abrufen von Informationen – die Webseite www.alzheimer-forschung.de schreibt dazu:

„Es hilft zum Beispiel nicht, jeden Tag ein Kreuzworträtsel zu lösen, denn dabei wird nur bereits bekanntes Wissen abgefragt. Auch Fernsehen fordert das Gehirn nicht, weil es zu passiv ist[2].“

Neue Verknüpfungen im Gehirn entstehen vor allem durch die Aneignung von neuem Wissen, z. B. durch das Lesen von (Sach-)Büchern, das Führen von angeregten Gesprächen oder das Hören von wissensvermittelnden Podcasts.

Auch Gespräche fördern die Kognition, weil sie div. Prozess, wie unser Abstrahierungsvermögen oder das analytische Denken ankurbeln und somit unsere Hirnleistung fördern.

Wir sollten uns immer wieder vor Augen halten, dass viele demenzielle Erkrankungen auch Hirnabbauprozesse sind – Nervenzellen sterben ab und u. a. kognitive, sprachliche und motorische Prozesse nehmen ab. Dementsprechend kann ein ausreichend vernetztes Gehirn als Schutzfaktor wirken.

 

 

>>Hier geht’s zum Teil II<<

 

[1] https://dzd.blog.uni-wh.de/index.html%3Fp=13141.html (Zugriff: 04.08.2025)

[2] https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/vorbeugen/geistige-fitness/ (Zugriff: 11.08.2025)

 

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