Fragen und Antworten für Betroffene
Sie können sich zunehmend schlecht konzentrieren und im Gespräch fallen Ihnen die passenden Worte nicht ein? Sie können sich an kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr recht erinnern und der Name eines Bekannten will Ihnen partout nicht einfallen?
Dass jeder Mensch mal etwas vergisst, ist ganz normal, aber diese Aspekte können frühe Warnzeichen sein. Wir empfehlen ein vertrauensvolles Gespräch mit Ihrem Hausarzt oder Facharzt (Neurologe oder Psychiater). Der Arzt kann den Ursachen der Vergesslichkeit durch Untersuchungen nachgehen. Vielleicht ist es eine Demenzerkrankung. Aber auch andere Ursachen können so eine Symptomatik hervorbringen. Eine rasche Abklärung ist wichtig.
Seien Sie mutig und stellen Sie sich dem Thema, auch wenn Sie Angst vor einer Diagnose haben. Unsicherheit belastet Sie und Ihre Angehörigen und Sie verschenken möglicherweise viel Zeit bei der Planung Ihrer Zukunft.
Beim ersten Termin erfolgt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen und Ihrer Begleitung (Angehörige/Freunde). Sie werden zu Ihren ganz persönlichen Gedächtnisproblemen befragt. Ihr Erinnerungsvermögen, Ihre Wahrnehmung und auch Ihre Sprache wird mittels verschiedener Tests geprüft.
Ob möglicherweise eine andere Erkrankung als eine Demenz ursächlich ist, kann mittels Blut- und Urinuntersuchungen geschehen. Auch Depressionen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Hormonstörungen und Flüssigkeitsmangel können ursächlich für Ihre Vergesslichkeit sein. Bei den drauf folgenden Terminen werden dann mittels eines EEGs die Gehirnströme untersucht und durch eine Computertomographie (CT) können mögliche Veränderungen im Gehirn aufgezeigt werden.
Sollte Ihr Arzt keine behandelbare Ursache ausfindig machen können, ist eine Demenzerkrankung sehr wahrscheinlich.
Für Erkrankungen des Gehirns, bei denen verschiedenste kognitive Fähigkeiten (z.B. unsere Merkfähigkeit, Orientierung und Sprache) zunehmend schlechter werden, gibt es den Oberbegriff Demenz. Aber auch Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit können aus einer Demenz folgen.
Die Alzheimer-Erkrankung ist die bekannteste und zugleich häufigste Demenzform. Weitere sind beispielsweise die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die Frontotemporale Demenz.
Demenz ist nicht heilbar. Es gibt jedoch Medikamente (Antidementiva), die den Verlauf beeinflussen und zum Teil sogar verlangsamen können. Außerdem lassen sich Begleiterscheinungen der Demenz, wie Angst, Depression oder Schlafstörungen durch eine medikamentöse Therapie mildern.
Um Fähigkeiten und Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten, ist es wichtig auch nicht-medikamentöse Therapien zu nutzen. Beispiel hierfür sind Ergo- und Physiotherapie, Musiktherapie, Bewegungstherapie und Sprachtraining.
Vieles, was Ihnen ganz persönlich guttut, kann bei Demenz helfen. Aktivitäten, wie Sport, Musik, Tanzen, Kochen, eine ausgewogene und vielseitige Ernährung, das Spielen von geistig anspruchsvollen Videospielen und vieles andere mehr können einen wertvollen Beitrag zum individuellen körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefinden leisten.
In vielen Städten gibt es Beratungsangebote. Pflegestützpunkte und auch die Geschäftsstelle unseres Landesverbandes in Rostock sind gute Anlaufstellen für eine Beratung. Diese ist selbstverständlich kostenlos, persönlich oder telefonisch möglich und auf Wunsch anonym. Schauen Sie gern in unseren Demenzkompass und finden Sie Beratungs- und Kontaktstellen in Ihrer Nähe.
Für die meisten Menschen ist die Diagnose Demenz erstmal ein Schock verbunden mit Ratlosigkeit, Angst, Wut, Traurigkeit, Scham und Hilflosigkeit. Das ist durchaus normal und verständlich. Und es braucht Zeit, diese Gefühle zu verarbeiten.
Irgendwann ist dann aber Ihr Mut gefragt, damit Sie ihre Zukunft planen und gestalten können. Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen, mit Freunden und sofern Sie noch berufstätig sind auch mit Ihrem Vorgesetzten und Arbeitskollegen. Eine Demenz zu verbergen braucht viel Kraft und kann dauerhaft nicht gelingen. Ein offener Umgang mit der Erkrankung wird Ihren Alltag erleichtern und der Druck wird zunehmend von Ihnen abfallen. Und auch wenn Sie anfangs den Wunsch verspüren, sich verkriechen zu wollen – das ist zwar verständlich, wird Ihnen aber nicht weiterhelfen! Bleiben Sie aktiv.
Informationen und Tipps für die Zeit nach der Diagnose finden Sie in der nachfolgenden Broschüre:
Ob Ausflüge und Kulturangebote, Sport und Bewegungsangebote oder auch unterstützte Selbsthilfegruppen – über die Suchfunktion in unserem Demenzkompass finden Sie Angebote in Ihrer Nähe. Auf unserer Homepage halten wir Sie ebenfalls stets auf dem Laufenden über aktuelle Angebote und bevorstehende Veranstaltungen. Die Mitarbeiter des Landesverbandes beraten Sie gern.
Die Möglichkeit Auto zu fahren bedeutet für viele Menschen, frei und unabhängig zu sein. Nach der Diagnose Demenz haben Sie vielleicht Angst, diese Unabhängigkeit und Freiheit zu verlieren. Aber auch, wenn Sie das Autofahren aufgrund der Erkrankung aufgeben, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, mobil zu bleiben und Ihre Angelegenheiten zu erledigen.
Im Familien- und Bekanntenkreis gibt es sicher jemanden, der Sie fahren und begleiten kann. Im besten Falle sind Sie gut durch öffentliche Verkehrsmittel angebunden. In einigen Kommunen gibt es sogar Vergünstigungen oder Freikarten, wenn Sie den Führerschein freiwillig abgeben. Informationen dazu erhalten Sie z. B. im Rathaus oder den öffentlichen Verkehrsbetrieben. Fahren Sie Taxi – ohne Auto können Sie sich das gut leisten. Bewegung hält fit – fahren Sie, wenn möglich, Rad oder gehen Sie zu Fuß. Zudem bieten mittlerweile zahlreiche Super- und Getränkemärkte einen kostenlosen oder zumindest preiswerten Lieferservice an.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft legt Ihnen ans Herz, dass Sie im Falle einer Demenzerkrankung nicht mehr selbst Auto fahren. Sprechen Sie darüber mit Ihren Angehörigen und einem Arzt, dem Sie vertrauen. Sie können Ihre Fahrtauglichkeit auch prüfen lassen. Der ADAC, private Fahrschulen und der TÜV haben Angebote dazu.
Bitte bedenken Sie grundsätzlich, dass Sie als Fahrer für Ihre Fahrtauglichkeit und Fahreignung selbst verantwortlich sind. Ebenso sind Sie dazu verpflichtet Sorge zu tragen, dass andere Menschen durch Ihr Fahren nicht gefährdet werden.
In diesem Zusammenhang sei hier eine Handvoll Aspekte genannt, die durch eine Demenzerkrankung abnehmen und die Fahrtauglichkeit beeinflussen: Konzentration, Orientierung, Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit und Belastbarkeit.
Sobald Sie die Diagnose vom Arzt bekommen haben, können Sie einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Der Antrag kann beim Landratsamt oder der Kreisverwaltung gestellt werden. Ab dem Grad 50 liegt eine Schwerbehinderung vor. Die Stadt- oder Gemeindeverwaltung kann Ihnen nähere Auskunft dazu geben.
Menschen mit einer mittleren bis schweren Demenz profitieren besonders von der finanziellen Entlastung und der Nutzung eines Behindertenparkplatzes. Gegen eine jährliche Gebühr können Inhaber eines Schwerbehindertenausweises kostenlos mit Bus und Bahn fahren und unter bestimmten Voraussetzungen sogar jemanden mitnehmen. Eine Befreiung oder Ermäßigung bei den Rundfunkgebühren können Sie bei den Rundfunkanstalten erfragen. Sind Sie als Demenzerkrankter noch im Berufsleben aktiv, gelten für Sie besondere Rechte, beispielsweise haben Sie zusätzliche Urlaubstage und einen erweiterten Kündigungsschutz. Außerdem erhalten Sie steuerliche Vorteile.
Hier finden Sie nähere Informationen zum Antrag eines Schwerbehindertenausweises.
Der Pflegegrad (früher Pflegestufe) können Sie bei der Pflegekasse beantragen. In der Regel gilt bei einer leichten Demenz zuerst der Pflegegrad 0. Das bedeutet, Sie benötigen nur wenige medizinische oder pflegerische Hilfen und sind im Alltag leicht eingeschränkt. Ist der Bedarf jedoch größer, wird ein höherer Pflegegrad mit höheren Leistungen zugeschrieben. Bei beispielsweise Pflegestufe 0 haben Sie Anspruch auf:
- Pflegesachleistungen (231€, bei der Pflege durch einen Pflegedienst)
- Pflegegeld (123€, bei Betreuung durch Angehörige)
- Zuschuss Betreuungs- und Entlastungsleistungen (104€ oder 208€)
Unter die Betreuungsleistungen zählt beispielsweise Vorlesen, Spazieren gehen, Singen oder Basteln – eben alles, was den Demenzerkrankten aktiv anregt.
Nähere Informationen zum Antrag auf einen Pflegegrad finden Sie hier.